Einmal komplett durch den Nord-Ostsee-Kanal schippern! Von dieser Aktion hat Stefan schon lange geträumt. Überquert haben wir den Nord-Ostsee-Kanal im Laufe der Jahre schon oft. Wir sind über verschiedene Brücken gefahren. Wir haben an unterschiedlichen Fährstationen hinübergesetzt. Und wir sind mit der Schwebefähre auf die andere Seite geschwebt, als diese noch intakt war. Aber einmal längs von einer Seite zur anderen gefahren, sind wir bisher noch nie. Als sich nun zufällig die Gelegenheit bot, waren wir gleich Feuer und Flamme. Zwei liebe Freunde von uns besitzen ein Sportboot, und da die Corona-Krise das Reisen ins Ausland in diesem Sommer doch eher schwierig macht, stand nun eine gemeinsame, mehrtätige Tour durch den Nord-Ostsee-Kanal an.
Ein paar kurze Infos zum Nord-Ostsee-Kanal
Der Nord-Ostsee-Kanal – kurz NOK bzw. international Kiel Canal – verbindet die Nordsee mit der Ostsee und verkürzt damit den ursprünglichen Seeweg erheblich. Von der Elbmündung bei Brunsbüttel bis zur Kieler Förde bei Kiel-Holtenau sind es nicht ganz 100 km und rund 30.000 Schiffe passieren den NOK hier pro Jahr. Damit gehört die bis 1948 Kaiser-Wilhelm-Kanal genannte Bundeswasserstraße zu den meistbefahrenen künstlichen Wasserstraßen für Seeschiffe weltweit. Um die stetig wechselnden Wasserstände zwischen Nord- und Ostsee auszugleichen, wird der Nord-Ostsee-Kanal dabei an beiden Enden durch Schleusen abgeschlossen.
Unsere Tour durch den Kanal
Los ging unsere Tour in Hamburg. Um möglichst ökonomisch und spritsparend zu fahren, schipperten wir vom Heimathafen in der Dove Elbe aus am Vorabend zunächst in den Sportboothafen in der Hamburger City. Von dort aus sollte am nächsten Morgen ganz früh die eigentliche Route starten. Gegen 7 Uhr war der Höchststand der Tide erreicht. So konnten wir uns mit dem ablaufenden Wasser perfekt mit der Strömung auf der Elbe treiben lassen und gemächlich Richtung Elbmündung bzw. Brunsbüttel fahren. Am späten Nachmittag war es schließlich soweit. Vor uns lag die große Schleusenanlage von Brunsbüttel, der Eingang in den Nord-Ostsee-Kanal. Die Spannung wuchs. Wie würden wir uns hier mit unserem eher kleinen Bötchen wohl gegen die großen Riesen der Meere behaupten? Dem Captain wurden im Vorfeld einige abenteuerliche Geschichten erzählt, wie brenzlig das Schleusen werden könnte. Zum Glück war aber alles ganz unkompliziert. Als Sportboot wurden wir zusammen mit weiteren Gleichgesinnten und nur zwei etwas größeren Schiffen problemlos durch die kleinere Schleuse hindurchgelotst. Praktische Schwimmdocks machten dabei das Anlegen relativ einfach. Puuh! Geschafft! Direkt hinter der Schleuse wartete schon der sichere Hafen für die Nacht. Am nächsten Tag tuckerten wir dann ganz gemächlich in einer langen Tagestour einmal durch die Marsch- und Geestlandschaft Schleswig-Holsteins hindurch bis nach Kiel-Holtenau. Auch hier war das Schleusen wieder recht entspannt. Auf dem Weg zur Schleuse hatten uns zwar einige große Container-Schiffe überholt, aber als wir ankamen, waren nur einige kleinere Sportboote zur Abfertigung gemeinsam mit uns in der Schleuse. Dafür fing es beim Auslaufen enorm an zu regnen. Man sah kaum noch die Hand vor Augen. Bis zum Hafen in Laboe waren es glücklicherweise jedoch nur noch wenige Kilometer und unser Liegeplatz erwartete uns bereits. Was für eine tolle Tour und was für ein Glück, dass wir so liebe Freunde haben, die uns mitgenommen haben! Vielen Dank für das unvergessliches Erlebnis! Jederzeit wieder! Schiff ahoi!